Der Pfälzer Löwe

Der pfälzische Löwe ist als Wappentier zuerst unter dem ersten wittelsbachischen Pfalzgrafen Otto dem Erlauchten in dessen Reitersiegel von 1229 nachzuweisen; er ist aber wahrscheinlich älter. Otto hatte die Pfalzgrafschaft am Rhein von den Welfen erheiratet, die hier von 1195 bis 1214 herrschten, und vermutlich auch deren Wappenbild, den aufrechten Löwen, angenommen. Es ist darüber hinaus möglich, dass der Löwe sogar bis in die staufische Zeit der Pfalzgrafschaft zurückreicht, denn der Pfalzgraf Konrad, Bruder Barbarossas, ließ um 1190 Münzen mit einem Löwen prägen. Ein Indiz für diesen Ursprung könnte die ungewöhnliche Farbgebung des pfälzischen Löwen in den seit 1250 durch das Wappengedicht des Konrad von Mure nachgewiesenen Farben Gold und Schwarz sein, die auch die Farben der Hohenstaufen waren. Die Krone des Löwen ist zuerst durch Siegel Ottos des Erlauchten nachgewiesen; sie steht möglicherweie im Zusammenhang mit dem herausragenden Rang des rheinischen Pfalzgrafen als Vorsitzer des Fürstengerichts und Reichsvikar während Vakanzen des deutschen Königsthrons.

Jahrhundertelang führten die Pfalzgrafen und Kurfürsten, desgleichen die zahlreichen pfälzischen Nebenlinien und sogar die bayerischen Linien der Wittelsbacher den gekrönten pfälzischen Löwen, wie umgekehrt die pfälzischen Linien auch die bayerischen Schrägrauten (Wekken) führten. Dabei ist es bemerkenswert, dass nicht nur die pfälzischen, sondern auch die bayerischen Wittelsbacher dem pfälzischen Löwen in den wechselnden Feldteilungen ihrer Wappen oft die vorderste, also vornehmste Stelle einräumten. Nachdem die Kurpfalz und die übrigen pfalzgräflichen Territorien 1777/1799 durch dynastischen Erbgang mit Bayern vereinigt waren, gab es zwar keinen pfälzischen Staat mehr, doch vertrat der pfälzische Löwe im bayerischen Staatswappen auch die nunmehr bayerische Rheinpfalz. Mit dem im 19. Jahrhundert geschaffenen, halbamtlichen Wappen des Kreises (Regierungsbezirks) Pfalz (in Schwarz der rot gekrönte und bewehrte goldene Löwe) kehrte der Pfälzer Löwe in seine Heimat zurück, wo er nunmehr, unter Einschluss von kurtrierischen, kurmainzischen und sonstigen Territorien des alten Reichs, die gesamte Pfalz repräsentierte.

Im Dritten Reich wurden Länder- und Landschaftswappen unterdrückt, doch tauchte der Pfälzer Löwe bereits 1945 als regionales Sinnbild der Pfalz (so auf Briefmarken in der Französischen Zone ) wieder auf. Als der größte Teil der Pfalz 1946 im neugeschaffenen Land Rheinland-Pfalz aufging, war es selbstverständlich, dass der Pfälzer Löwe im Landeswappen einen zentralen Platz einnahm. Er ist übrigens in den Wappen zweier weiterer Bundesländer zu finden: im Wappen des Saarlandes, das ebenfalls pfälzische Gebiete umfasst, und im großen Wappen des Freistaates Bayern, wo er (ungekrönt) an die historischen Verbindungen mit der Pfalz erinnert.

Quelle: Dr. Rabbow / D.Gube